hand.gemacht

Am 1. Juli startete das vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat geförderte Projekt „hand.gemacht“. Es sammelt und erforscht handgemachte Gebrauchs- und Alltagsgegenstände der Oberpfalz. Die untersuchten Objekte werden digitalisiert, kulturwissenschaftlich aufbereitet und in einer innovativen VR-Umgebung zur Verfügung gestellt. Die Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer werden durch den Public-Science-Ansatz des Projekts selbst zu Forschenden auf den Spuren der eigenen Kreativität. „hand.gemacht“ möchte einen Beitrag leisten, neues Licht auf die materielle Kulturlandschaft der Oberpfalz zu werfen und der eigenen Schaffenskraft eine Bühne zu bieten.

Der Sammlungsprozess

3D-Scan einer handgemachte Tabakschneidemaschine
3D-Modell einer handgemachte Tabakschneidemaschine (Rendering: Michaela Stauber, Freilandmuseum Oberpfalz)

Das Projekt verfolgt einen partizipativen Ansatz bei dem jeder die Möglichkeit erhält sich an einem neuartigen musealen Sammlungsprozess zu beteiligen und eigene Ausstellungen mit zu gestalten. Im Rahmen von Workshops, die ab 2023 in den Landkreisen und kreisfreien Städten der Oberpfalz stattfinden, können Interessierte Bürgerinnen und Bürger eigene handgemachte Objekte mitbringen und sie zusammen mit dem hand.gemacht-Team zu einem virtuellen Gegenstand werden lassen. Dazu werden die mitgebrachten Sachen selbst mit einem 3D Scanner digitalisiert und um die subjektive Bedeutung, den Beziehungen und Geschichten zwischen den Menschen und ihren Objekten, ergänzt. Aus dem ursprünglichen Objekt wird ein virtueller Gedächtnisträger und somit ein Kommunikationsmittel, das Forschenden und Interessierten in Zukunft zur Verfügung steht. Eine Besonderheit dieser Art der Sammlung besteht darin, dass die Objekte nach der Erfassung wieder zu ihrem ursprünglichen Besitzer zurück gegeben werden. Das Objekt bleibt „lebendig“, wird also Teil neuer Beziehungen und interessanter Geschichten. Diese könnten zu einem späteren Zeitpunkt dann erneut erfasst werden. Nicht zuletzt dienen die Workshops darüber hinaus der Wissensvermittlung zu den Themen 3D-Daten und Museumsarbeit.

Was passiert mit den gesammelten Informationen?

Die so gesammelten 3D-Objekte und zugehörige Informationen sollen in einer Datenbank erfasst, untereinander verknüpft, kategorisiert, mit Interaktionen versehen und mit den entsprechenden Geschichten und Details aus der Erhebung annotiert werden. Diese Datenstruktur dient dann als Grundstein für einen virtuellen Raum, in dem die Objekte als Sammlung, Ausstellung oder Ähnliches interaktiv erfahr- und erforschbar gemacht werden.

Eine solche Sammlung kann dabei unterschiedliche Modi mit verschiedenen Informationsdichten aufweisen, sodass sowohl Forschende als auch stöbernde Nutzer ein angemessenes Nutzererlebnis haben können. Wie genau sich diese Modi darstellen und für den Nutzer anfühlen gilt es zu erforschen.

Um die virtuellen Objekte greifbarer zu machen und den Projektinhalt aus der digitalen Sphäre wieder in den realen Raum rückfließen zu lassen, wurden Ideen entwickelt, die auf AR und mediengetriebenen Illusionen aufbauen. Der Greifbare Objektlink zum Beispiel wird als physische Karte einen QR-Code enthalten, der auf ein entsprechendes virtualisiertes Objekt in unserer Datenbank verweist. Diese Objektkarten können beispielsweise von Lehrern im Unterricht eingesetzt werden um einen Bezug zwischen Kulturgeschichte, realem und virtuellem Objekt herzustellen. Eine Medieninstallation könnte über Illusionstechniken, wie z. B. Pepper‘s Ghost, ein virtuelles Objekt als eine Art Hologramm im realen Raum platzieren und so als pädagogisches Lernmittel im Museum eingesetzt werden.

Des Weiteren möchten wir die 3D-Modelle samt der verknüpften Erinnerungen und Geschichten als Paket für Kreative im Bereich der 3D-Kreation frei zur Verfügung stellen. Wir erhoffen uns dadurch die Stärkung einer regionalen Kulturlandschaft durch die digitale Kreativwirtschaft. Game Designer, 3D-Künstler, Agenturen für Film- und Spezialeffekte und viele andere können sich nicht nur hochaufgelöste 3D-Modelle von echten Gegenständen beschaffen, sondern auch dazugehörige Geschichten abrufen, die den Kreativprozess fördern.

Die Hardware

Dem Projektteam stehen zwei 3D-Scanner zur Verfügung: ein stationärer 3D-Scanner, der mit Fotogrammmetrie arbeitet und ein mobiler Handscanner, welcher die 3D-Modelle über Laser-Triangulation errechnet. Dank dieser Geräte ist es möglich ein großes Spektrum an Objektgrößen in hoher Auflösung zu scannen.

Unsere Pläne für 2023

Für das Jahr 2023 ist die Einrichtung des Projektlabors im Dachgeschoss des Ausstellungsgebäudes geplant. Außerdem werden ab dem Frühjahr 2023 in Zusammenarbeit mit den Oberpfälzer Volkshochschulen Workshops durchgeführt, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene handgemachte Objekte scannen können. In Abstimmung mit der Jahresplanung des FMO wird das Projekt ferner bei verschiedenen Terminen und Aktionstagen auf dem Museumsgelände präsentiert und vorgestellt.

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