Gut gedacht ist halb gebaut!

Nachhaltigkeit als Planungsziel des zukünftigen Großobjektedepots des Freilandmuseums Oberpfalz

Nachhaltigkeit ist für ein Museum kein Novum, denn sie ist ein Grundprinzip der museologischen Arbeit. Museen sind Institutionen, die per se ad infinitum und damit zwingend nachhaltig angelegt sind oder zumindest sein sollten. Insofern ist Museumsmenschen die Denkweise eines Hans Carl von Carlowitz durchaus vertraut, der 1713 in seiner „Sylvicultura Oeconomica“ die Grundlagen der nachhaltigen Forstwirtschaft legte und damit unsere gegenwärtige Vorstellung des nachhaltigen Wirtschaftens prägte. Allerdings wurde museale Nachhaltigkeit bisher in erster Linie als konservatorische, finanzielle und institutionelle Nachhaltigkeit verstanden, während andere Nachhaltigkeitsaspekte hingegen noch nicht oder erst partiell in den Fokus der Museumsarbeit gerückt sind. So spielen etwa ökologische Nachhaltigkeitsziele, vor allem bei großen Prestigebauten, bis in die Gegenwart, wenn überhaupt nur eine sehr untergeordnete Rolle und müssen hinter Funktion, Ästhetik und Finanzierbarkeit der Museentempel zurückstecken. Allerdings wird mittlerweile an dieser Praxis verstärkt Kritik laut.   

So wird etwa in der Mai-Ausgabe der Deutschen Bauzeitschrift unter der Überschrift „Klimakiller Museumsneubau?“ der Neubau des Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts in Berlin, welches vom Büro Herzog & de Meuron geplant wird, kritisch hinterfragt.[1] Die „Scheune“, wie die Berliner Schnauze den Entwurf bereits liebevoll getauft hat, wird, um die konservatorischen Anforderungen in den geplanten „krassen Räumen“ – so Planer Jaques Herzog – einhalten zu können, laut Bundesrechnungshof einen immens hohen Energieverbrauch haben. Die Betriebskosten, aber auch die Folgekosten für Wartung und Instandhaltung der Klimatechnik schätzt der Rechnungshof demnach als unverhältnismäßig hoch ein.

Neben der angesichts steigender Energiepreise sich verstärkenden haushaltorischen Problematik ist der Neubau meilenweit vom Ziel der Klimaneutralität entfernt, selbst wenn man nur den Betrieb des Gebäudes betrachtet. Bei anderen spektakulären Projekten, etwa dem eben eröffneten Depot des Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, bemühen sich die Planer zwar mit Mitteln wie einer Dachbegrünung um den Anschein ökologischer Nachhaltigkeit. Angesichts einer 6.609qm großen Fassade aus Glas-Folien-Verbundstoff-Panelen[2], welche in China gefertigt wurden, und eines vierzig Meter hohen Atriums ist „de Pot“ gerade aufgrund seiner unbestreitbaren städtebaulichen und architektonischen Qualitäten wohl ähnlich ökologisch nachhaltig wie ein Bambus im Schottergarten.

Konnten sich in der Vergangenheit die Museen unter Bezugnahme auf ihren gesellschaftlichen Auftrag vielleicht noch wegducken, so sind sie angesichts der im vollen Gange befindlichen Klimakrise mittlerweile auch in die Pflicht genommen, ihre Ökobilanz kritisch zu hinterfragen. Und hier schneiden die Museen teilweise richtig schlecht ab. So hat etwa die Neue Nationalgalerie bis zur Sanierung 12,5 Mio. KWh für Strom und Wärme verbraucht, im Humboldt-Forum wurden 250.000 Tonnen Beton verbaut und wenn Touristen aus aller Herren Ländern zu den großen Kunstschauen reisen und gleichzeitig die Kunst um den Erdball geflogen wird, dann zeigt, sich dass Museen sehr wohl ein relevanter Klimafaktor sind.

Ob sie wollen oder nicht: die Kulturinstitutionen müssen sich der Herausforderungen der Klimakrise stellen und ihren Beitrag leisten, um die Klimakatastrophe zumindest soweit wie möglich abzumildern. Denn letztlich macht es wenig Sinn, das materielle Erbe der Menschheit zu bewahren, wenn gleichzeitig der Planet den Bach hinuntergeht. Die Klimakrise stellt die Museen bereits jetzt vor große Herausforderungen. Gerade die Freiland- und Freilichtmuseen im ländlichen Raum, mit ihren historischen Fachwerkgebäuden und den bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen sind dabei unmittelbarer mit den Folgen der Klimakatastrophe konfrontiert als vielleicht ein vollklimatisierter Glas- und Stahlpalast in der Großstadt.

Ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte hat uns das Jahr 2021 eindringlich gegeben. Starkregenereignisse und Überschwemmungen haben die Museen des Landschaftsvereins Rheinland und das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim getroffen. Schwere Unwetter führten zu Blitzschlägen, welche Brände auslösten oder wie im Fall des Freilandmuseums Oberpfalz zur Zerstörung der gesamten Brandmeldeanlage führten. In den Jahren zuvor kämpfte das Freilandmuseum Oberpfalz mit Dürre und Wassermangel, so dass im April 2020 der Boden derart ausgetrocknet war, dass keine Kartoffeln gepflanzt werden konnten – und das in der „Erdapfelpfalz“! Und schließlich nimmt auch die Zahl der Tage mit gemäßigtem, besucherfreundlichem Wetter – nicht zu heiß, nicht zu kalt, nicht zu nass – tendenziell von Jahr zu Jahr ab.

Die deutlich sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise haben das Bekenntnis zu ökologischer Nachhaltigkeit tief in der Corporate Identity des Freilandmuseum Oberpfalz verwurzelt. Gleichzeitig ist es die Überzeugung der Verantwortlichen im Museum, dass ökologische Nachhaltigkeit auch immer die ökonomischen und teilweise auch die sozialen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung beinhaltet. 

Nachhaltigkeit als Planungsziel

Nachhaltigkeit als Projektziel stellt einen Paradigmenwechsel bei der Planung von Bauvorhaben dar, da Nachhaltigkeit als Querschnittsdimension alle gängigen Planungs- und Projektziele beeinflusst. Bauvorhaben versuchen im klassischen Normalfall folgende Ziele zu erreichen: eine geeignete städtebaulichen Setzung unter optimaler Ausnutzung des vorhandenen Grundstücks, eine optimale Funktion des Gebäudes, eine bestmögliche Ästhetik und dies alles bei möglichst geringen Kosten. Die bedingenden und begrenzenden Faktoren sind der Finanzrahmen und der Zeitplan. Wird Nachhaltigkeit nun als weiteres Planungsziel ernst genommen, so führt dies fast zwangsläufig zu Zielkonflikten, da damit neben Geld und Zeit ein weiterer bedingender und bewertender Maßstab in das Projekt eingeführt wird. Anschaulich wird dies bei der Kostenbetrachtung. Obgleich mittlerweile neben den Gestehungskosten in der Regel auch die Folgekosten, zum Beispiel im Hinblick auf die Wartung und Instandhaltung der technischen Ausstattung, mit in die Betrachtung einfließen, so findet doch noch selten eine komplette Analyse der Kosten über den gesamten Lebenszykluskosten statt – nicht zuletzt deshalb, weil es in Institutionen mit kameralistischer Haushaltsführung meist einfacher ist, ein Projekt „durchzukriegen“, wenn die anfänglichen Investitionskosten eher niedrig sind. Ökonomische Nachhaltigkeit bleibt dann oft genug auf der Strecke. Auch ArchitektInnen, FachplanerInnen und nicht zuletzt die MuseumsmacherInnen selbst verfolgen Ziele, wie etwa die bereits erwähnten Projekte von Herzog & de Meuron in Berlin und MVRDV in Rotterdam zeigen, die sowohl der ökonomischen und insbesondere der ökologischen Nachhaltigkeit oft genug diametral entgegenstehen. Deshalb ist es die wichtigsten Voraussetzung, um Nachhaltigkeit als Projektziel zu erreichen, dass alle Projektbeteiligten, seien es WissenschaftlerInnen, KollegInnen aus der Verwaltung, die beteiligten PlanerInnen bis zu den EntscheiderInnen in den Gremien, sich von vornherein zur Querschnittsdimension Nachhaltigkeit im Projekt bekennen und bereit sind, die aus ihrer Sicht originären Ziele letztlich der Nachhaltigkeit unterzuordnen. Natürlich bekennt sich in der Theorie jeder zu nachhaltigem Handeln, kommt es aber dann in der Praxis zu Schwierigkeiten oder Zielkonflikten, dann möchte die Vergabestelle das Baumaterial doch wieder zu hundert Prozent nach Preis ausschreiben, weil es eben schwierig ist, soziale oder ökologische Nachhaltigkeitsaspekte rechtssicher in einer Ausschreibung abzubilden. Der Architekt setzt doch wieder auf riesige Glasflächen und „krasse Räume“, ohne sich über den Energiebedarf oder den Reinigungsaufwand im Nachgang Gedanken zu machen und der Museumsmensch plant beim Depotneubau doch einen komfortablen Flächenzuwachs ein, um bis zum Ruhestand weiterhin ungestört Objekte anhäufen zu können. Folglich braucht es neben dem Commitment aller Beteiligten zum Planungsziel Nachhaltigkeit von Beginn eines solchen Projektes an Nachhaltigkeitsstandards, welche im Projektverlauf als Leitlinien für Planung und Realisierung dienen.

Im Falle des Neubaus des Großobjektedepots (GOD) des Freilandmuseums Oberpfalz wurde deshalb Nachhaltigkeit, mit Schwerpunkt vor allem auf der ökologischen Nachhaltigkeit, zum Beginn des Planungsprozesses als primäres Planungsziel definiert. Dabei wird bauliche Nachhaltigkeit wie folgt verstanden: Gebäude [werden] besonders dann als nachhaltig bezeichnet, wenn sie die Erfüllung heutiger und künfti­ger Anforderungen der Nutzer an die funktionale und technische Lösung mit einer hohen gestalterischen und städtebaulichen Qua­lität verbinden und dabei sowohl wirtschaftlich und wertstabil als auch umwelt- und gesundheitsverträglich sind.[…] An die Traditionen des öko­logischen beziehungsweise umwelt- und gesundheitsverträg­lichen Bauens wird ebenso angeknüpft wie an kosten- und flä­chensparendes Bauen.“[3] In diesem Zusammenhang sei auf die ISO-Norm 15392 „Nachhaltiges Bauen – Allgemeine Grundsätze“[4] und die DIN EN 15643 „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden und Ingenieurbauwerken“[5] verwiesen. Dieser Normen sind zum einen hilfreich, um mit den PlanerInnen überhaupt die Grundlagen für ein nachhaltiges Bauprojekt zu erarbeiten, zum anderen können diese zur Erarbeitung von Ausschreibungskriterien bei der Vergabe von Planungsleistungen dienen.

Das Planungsziel Nachhaltigkeit umfasst im Falle des Großobjektedepots insbesondere die ökologischen SDGs. Deshalb soll das Gebäude maximal suffizient, konsistent und effizient geplant werden. Suffizienz bedeutet, dass das Gebäude mit einem möglichst geringen Ressourcenkonsum erstellt wird, Konsistenz, dass das Gebäude zu einem möglichst hohen Anteil aus lokalen, nachwachsenden Rohstoffen besteht und Effizienz, dass es über seinen Lebenszyklus möglichst wenige Ressourcen für Betrieb und Instandhaltung benötigt.

Das Projekt GOD

Das Freilandmuseum Oberpfalz verfügt seit dem Bau des Zentraldepots 2012/13 über sehr gute bauliche Voraussetzungen für den Erhalt von klein- und mittelformatigen Museumsobjekten. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten konnten die Arbeitsprozesse im Hinblick auf eine präventive Konservierung optimiert werden, so dass der Untergang von Kulturgut oder kostenintensive Restaurierungsmaßnahmen seither vermieden werden konnten. Bereits damals war als Folgemaßnahme ein Depot für die Großobjekte geplant, welches jedoch zugunsten der Errichtung eines neuen Museumsbauhofes bis dato nicht realisiert werden konnte.

Während sich die Depotsituation für Klein- und Mittelobjekte gegenwärtig sehr gut darstellt, so ist es um die Aufbewahrung der Großobjekte und -geräte extrem schlecht bestellt. Großobjekte wie Kutschen, Schlitten, Wagen, aber auch Bulldogs, ein Schaustellerwagen oder Mähdrescher sind bis auf die hochwertigsten Stücke unter nicht mehr tragbaren Bedingungen gelagert. Eine große Zahl von landwirtschaftlichen Geräten belegen öffentlich zugängliche Bereiche des Museumsgeländes, aber auch Dachböden der historischen Gebäude oder behelfsmäßige Hallen auf einem in der Nähe des Museumsgeländes gelegenen Waldgrundstück, welches nur über ein Notwegerecht erreichbar ist.  

Ein Gutteil der Großobjekte sind dort seit langer Zeit in der sogenannten Dankerlhalle untergebracht. Das Dach dieses Dauerprovisoriums musste bereits mit Stützen unterfangen werden, da bei Schneelast Einsturzgefahr droht. Zudem hat die Halle keinen festen Boden. Ein Teil der Objekte wurde mittlerweile in die alte Abbundhalle des Bauhofes gebracht, die zumindest einen gepflasterten Boden hat. Aber auch diese Halle erfüllt nicht ansatzweise minimalste konservatorische Museumsstandards. Weitere Unterbringungsorte sind im Augenblick die Nebengebäude der Exponathäuser in Neusath und in Perschen. So ist etwa die Pflugsammlung derzeit am zweiten Standort des Museums, im Dachraum des Edelmannhofes Perschen unter einem strohgedeckten Dach untergebracht, bei welchem bei Starkregen immer auch das Eindringen von Regenwasser droht, was teilweise schon geschehen ist.

Blick in die so genannte Dankerlhalle vor der Notsicherung der Objekte (Freilandmuseum Oberpfalz)
Blick in die so genannte Dankerlhalle vor der Notsicherung der Objekte (Foto: Freilandmuseum Oberpfalz)

Da es keine Verfügungs- oder Ausweichflächen für die Sammlungsbestände gibt, können diese weder erforscht noch gesichert werden und behindern zudem maßgeblich die Weiterentwicklung des Museumsgeländes und der einzelnen Baugruppen etwa im Hinblick auf die Überarbeitung der veralteten Dauerausstellungen. Die hochwertigsten Großobjekte, wie etwa die Sammlung von Leichenwagen, belegen durch eine Rettungsaktion derzeit Flächen im Zentraldepot, die jedoch für andere Sammlungsbestände, etwa die Textilsammlung vorgesehen sind, so dass diese derzeit nicht aus einem noch bestehenden Außendepot in das Zentraldepot überführt werden kann, was wiederum zu Schäden oder Verlusten an diesem sensiblen Bestand führen kann. Obgleich auch in anderen Bereichen des Museums baulicher Handlungsbedarf besteht, wurde der Realisierung des Projekts GOD seitens des Museums höchste Priorität eingeräumt.

Standortanalyse

In einem ersten Schritt wurde durch den Architekten Prof. Max Otto Zitzelsberger in Zusammenarbeit mit dem Museum eine Standortanalyse durchgeführt, um einen geeigneten Standort auf dem 33 Hektar großen Museumsgelände zu bestimmen. Die Standorte wurden hinsichtlich neun unterschiedlicher Bewertungskriterien untersucht. Dabei spielten verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte, von der Eignung des Standorts für Photovoltaik, über einen möglichst geringen Energieeintrag in das Gebäude – um sich eine Klimatisierung zu sparen – bis hin zu möglichst kurzen Wegen für die Mitarbeitenden und minimierten Eingriff in die Flora und Fauna des Artenhotspots Freilandmuseum eine erhebliche Rolle. Aufgrund dieser Überlegungen stellt sich ein Standort direkt unterhalb des bestehenden Zentraldepots als optimal heraus.

Standort des geplannten Großobjektedepots unterhalb des Zentraldepots
Standort des geplanten Großobjektedepots unterhalb des Zentraldepots (Foto: Max Otto Zitzelsberger)

Der derzeitige Stand der Planung sieht an dieser Stelle ein zweigeschossiges Bauwerk, welches vorwiegend aus regionalen Hölzern mit geringen Querschnitten besteht, vor. Wenn möglich sollen für die Wandfüllungen des Ständerbaus Materialien wie Hanfbeton zum Einsatz kommen. Sollte dies technisch nicht möglich sein, so wird angestrebt, ein hybrides Gebäude, welches im Untergeschoss auf Betonteile zurückgreifen muss, zu realisieren. Das Gebäude soll eine größtmögliche Materialarmut aufweisen, komplexe und verklebte Verbundmaterialen sollen zum Beispiel vollständig vermieden werden. Idealerweise soll das Gebäude vollständig reversibel und recyclbar sein. Außerdem sollen nur mit entsprechenden Öko-Siegeln zertifizierte Materialien zum Einsatz kommen und wenn möglich auf gebrauchte Bauteile, etwa für den angedachten Besuchersteg, welcher den Museumsrundgang mit dem Obergeschoss des Depots verbinden wird, zurückgegriffen werden.

Das Gebäude wird keine innere Erschließung durch Treppen oder Aufzüge erhalten, sondern von außen aufgrund der leichten Hanglage in beiden Geschossen ebenerdig anfahrbar und begehbar sein. Dieses Prinzip findet sich übrigens auch bei traditionellen landwirtschaftlichen Gebäuden im Oberpfälzer Wald wieder. Im Hinblick auf die Haustechnik gilt der Grundsatz: „Keep it simple and stupid.“ Es soll daher möglichst wenig einfache und wartungsarme Technik verbaut werden. Rohre und Leitungen werden dabei etwa „auf Putz“ verlegt, so dass bei Austausch oder Nachrüstung von Leitungen kein Eingriff in den Wandaufbau notwendig sein wird. Über die Laufzeit soll das Gebäude als Plus-Energiegebäude deutlich mehr Energie produzieren, als es durch Erstellung und Betrieb verbraucht und soll durch die eingesetzten organischen Materialen auch signifikante Mengen an CO2 binden.

Herausforderungen

Ein Depotbau stellt ein Museum generell vor große konservatorische, logistische, ästhetische und finanzielle Herausforderungen, welche in der Regel nicht immer zu hundert Prozent unter einen Hut gebracht werden können. Meint man es aber mit der Nachhaltigkeit als Planungsziel ernst und wirft man diese nicht bei der Abwägung gegenüber „harten“ Zielen wie Funktion und Finanzierung im Zweifel zuerst über Bord, so potenziert sich damit die Komplexität des gesamten Vorhabens. Es gilt baurechtliche ebenso wie bautechnische und bauphysikalische Hürden zu meistern. Auch die Beurteilung welche der eingesetzten Materialien tatsächlich nachhaltig sind, ist nicht immer eindeutig. Der Brandschutz wird bei einem innovativen und auf nachwachsende Rohstoffe setzenden Baukörper ebenso eine Herausforderung sein, wie die rechtssichere Abbildung und Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien in den entsprechenden Ausschreibungen und Vergabeverfahren. Oft genug wird auch dieses Projekt nicht umhinkommen, zwischen einzelnen Zielen und Anforderungen einen Kompromiss einzugehen. Um jedoch das bestmögliche Ergebnis im Planungs- und Bauprozess zu erzielen ist es unabdingbar, sowohl mit den KollegInnen der eigenen Verwaltung als mit den beteiligten PlannerInnen auf einer Wellenlänge zu liegen. Nur so wird das Freilandmuseum Oberpfalz das Ziel erreichen, ein möglichst nachhaltiges Großobjektedepot zu errichten.


[1] Kraft, Benedikt: Klimakiller Museum? In: DBZ 05/2021, S. 10.

[2] Vgl.: Crone, Benedikt: Depot Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Arjen Ketting von MVRDV im Gespräch über die Spiegelfassade des neuen Depots für das Rotterdamer Museum. In: Bauwelt 10/2020, S. 56.  

[3] Lützkendorf, Thomas: Nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben. Auf: https://informationsdienst-holz.de/urbaner-holzbau/kapitel-3-zukunftsfaehiger-baustoff/nachhaltiges-planen-bauen-und-betreiben, Stand: 20.09.2021.

[4] Vgl.: https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/nabau/veroeffentlichungen/wdc-beuth:din21:317795651, Stand 22.03.2022.

[5] Vgl.: https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/nabau/veroeffentlichungen/wdc-beuth:din21:335506755; Stand 24.03.2022.

Tobias Hammerl, Dr. phil., M.A., geboren 1977, leitet seit 2020 das Freilandmuseum Oberpfalz. Er studierte Volkskunde, Scottish Ethnology, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Regensburg und Edinburgh. Von 2006 bis 2019 war er Leiter des Stadtmuseums Abensberg. Er nahm in der Vergangenheit Lehraufträge an der Universität Passau wahr und war Gastdozent an der Universität Würzburg. Derzeit ist er Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Spiel-, Bild- und Sachkulturforschung sowie museologische Themen.